Dienstag, 26. August 2014

1. Woche

Nun ist der junge Mann bereits eine gute Woche bei uns. Er hat sich schnell unserem alten Rocky angeschlossen.








Die Weide ist ein Schlaraffenland für ihn. Da muss ich höllisch aufpassen, dass er mir nicht zu sehr in die Breite geht.
Von Tag zu Tag wird er selbstsicherer. Soweit ich es schaffe bin ich jeden Abend auf der Koppel, treibe ihn ein bisschen vor mir her, biete mich ihm an (durch körperliche und mentale Annäherung) und er nimmt diese Kontakaufnahme auch ab und an schon an.   Er kann sich aber immer noch nicht vorstellen, berührt zu werden. Inzwischen hat er festgestellt, dass das Futter, was ich ihm zusätzlich anbiete (eine Handvoll Strukturmüsli mit Kräutern) auch genießbar ist. Heute hat er erstmals die komplette Ration aufgefressen.
Gestern habe ich  einen Gymnastikball auf die Koppel genommen. Seine erste Reaktion war Flucht, als das Ding auf die Koppel rollte, aber schnell siegte die Neugier und er nahm Kontakt mit dem Ball auf. So furchterregend wie der Ball auch anfangs war, so schnell hatte er auch seinen Schrecken verloren und bald konnte der Ball ihn kaum noch aus der Ruhe bringen. Ich bringe den Ball nun jedesmal mit - für mich ist er auch eine bequeme Sitzgelegenheit.
Auch Rocky bekommt seine Zusatzfutterrartion. Er reagiert extrem grätzig, wenn sich Maninho ihm nähert, während er frist. Anfangs reichten dabei Drohgebährden wie Ohrenanlegen und Rückwärtsgehen, um Maninho auf Distanz zu halten. Heute musste er massiv deutlicher werden und Maninho hat sich ein paar Huftritte eingehandelt.



Sonntag, 17. August 2014

Ankunft


In diesem Blog schreibe ich nicht über mich, sondern über den Sorraia Torno, von mir liebevoll Maninho-Brüderchen- genannt und seinen weiteren Werdegang unter meiner Obhut.
Widmen möcht ich dies Sven Scygiel, der es sich auf die Fahne geschrieben hat, mit seiner kleinen Zucht einen Beitrag zum Erhalt dieser portugiesischen "Wildpferde" zu leisten.
Ich bedanke mich auch bei meinem Mann, der mir mein vielleicht etwas verrücktes Vorhaben nicht ausgeredet hat.

Gestern war es soweit. Wir haben uns morgens auf den Weg gemacht, um in Uckerland einen dreijährigen Sorraiawallach abzuholen. Torno, gerade vor 2 Wochen kastriert und vollkommen roh. Im Juni hatte ich ihn erstmals in Uckerland besucht, wo er mit seinen Halbbrüdern in einer kleinen Hengstherde lebte, angrenzend zur Stutenherde mit Fohlen bei Fuß .





Völlig roh, nicht halfterführig, dafür aber völlig unverdorben. Sven sagte zu, ihn zu verladen. Wie er das machen würde war mir ein völliges Rätsel. 

Als wir nach 4 Stunden Anfahrt auf dem alten LPG-Gelände ankamen war Sven schon da. Er trieb Torno auf dem Padock, auf dem er inzwischen alleine stand, in einen im Padock befindlichen Stall und verschloss ihn. Nachdem wir alle Formaltäten erledigt hatten, ging er in den Stall, halfterte Torno dort auf (das 2. Mal in seinem Leben) und führte ihn vor. Er folgte zögerlich und überquerte nach sanftem Nachdruck von hinten durch mich die sonst mit einfachem E-Zaun verschlossen Grenze des Auslaufs.  Sven führte ihn vor unseren Pferdehänger, ließ ihm Zeit, sich mit der neuen Situation vertraut zu  machen und........ in nicht einmal 10 Minuten stand das Pferd im Hänger!
" Sorraias wollen selbst entscheiden. Wenn Du sie zu sehr unter Druck setzt,  blockieren sie" erklärte Sven. " Genau wie ich" antwortete ich. " Na dann passt das ja" meinte daraufhin Sven.
Ohne weiteren längeren Aufenthalt traten wir die Heimfahrt an. Da wir an dem Tag außer einem kleinen Frühstück noch nichts gegessen hatten, mussten wir relativ früh einen Stop bei ALDI in Straßburg machen. Zu dem Zeitpunkt stand Torno noch recht angespannt im Hänger. Aber im Verlauf der Fahrt wurde er zunehmend entspannter.





Um 20:30 erreichten wir dann unsere Sommerkoppel, ca. 2 ha, aufgeteilt in 2 jeweils ca. 1 ha große, parallelversetzte und durch einen Schleusengang verbundene Flächen. Im hinteren Bereich sollten weiterhin unsere beiden Stuten, Sofka eine Konik und Nora eine Traberstute laufen, auf der forderen Maninho, dem zunächst unser alter Reitponywallach Rocky zur Seite stehen soll.

Auch das Ausladen war völlig entspannt. Maninho wollte erst gar nicht raus, das Heunetz war viel interessanter. Dann ging er ganz langsam rückwärts die Rampe herunter.
Auf der Fläche habe ich ihn zunächst etwas herumgeführt. Ein paar mal büchste er aus, ließ sich aber am Strick wieder einfangen.

 




Dann holte Gerhard Rocky von der hinteren Koppel und das war der Zeitpunkt, Maninho frei zu lassen. Lediglich das Halfter habe ich ihm anbelassen.  Auch dieser erste Kontakt war völlig problemlos. Rocky zeigt ihm kurz seine Grenzen, dann folgte Maninho ihm beziehungsweise ging seiner Wege. Fragt sich nur, wie ich ihn nun wieder eingefangen bekomme....Einzig die Stuten drehten etwas auf (typisch Weiber :-), darf ich als Frau sagen).

Auch heute war die  Situation wieder völlig entspannt. Ich habe dem alten Rocky sein Zusatzfutter gebracht und ihn dazu im ersten Schleusenbereich der Koppel separiert.  Die Zeit, die er zum Fressen brauchte habe ich genutzt, Maninho meine Anwesenheit anzubieten. Mein Enkel war ebenfalls dabei, wir haben uns 2 Stühle auf die Weide geholt, einen Futtereimer hingestellt und geschaut, was passiert. Dummerweise kann Maniho bis jetzt wenig mit meinem Futter anfangen, da ich keinen Hafer verfüttere. Ich lasse nun dem jungen Mann erst einmal Zeit, anzukommen und sich mit mir vertraut zu machen, ehe ich mehr von ihm verlange.

Mein Mann und ich waren mehr als beeindruckt von der Art und Weise, wie sich Maninho uns bisher präsentiert hat und insbesonders ich bin ganz gespannt auf die nun kommende Zeit mit ihm.